Was war für Sie ausschlaggebend, Coach zu werden?
Früher war es so, dass der Präzisionscluster im Rahmen von Technologietransfer-Projekten Unternehmen coachen konnte. Ich fand es immer eine gute Sache, wenn ein Aussenstehender ein Unternehmen in seinen Überlegungen, wie es in die Zukunft gehen kann, unterstützen konnte.
Von dem her bin ich sehr neugierig gewesen, was be-advanced für Möglichkeiten bietet, Ähnliches zu machen, um unsere Berner KMU zu unterstützen. Ich finde es total erfreulich, dass die Palette an Unterstützungsmöglichkeiten noch breiter geworden ist. Und das hat mich motiviert.
Bern ist ein sehr vielfältiger Kanton hinsichtlich geografischer und sprachlicher Regionen: Wie kann man in einem so weitläufigen und vielfältigen Kanton ein Netzwerk aufbauen und Brücken schlagen?
Da gibt es zwei Aspekte: Einerseits hatte ich das Glück, als Cluster-Manager diesbezüglich in einer Pole-Position zu sein, was gewisse Industriezweige wie die Präzisionsindustrie oder Medizintechnik betrifft. Als Ansprechperson eines Netzwerks trifft man natürlich dutzende Unternehmer und Führungspersönlichkeiten und kann sich so ein Netzwerk aufbauen.
Andererseits, und das ist genauso wichtig, ist es die Neugier auf das, was wir hier zu bieten haben. Diese Neugier lässt sich befriedigen, indem man zum Beispiel Veranstaltungen von akademischen Institutionen besucht (ich denke da konkret an die Empa, die Universität Bern oder die Berner Fachhochschule). Die Themen, die dort in F&E bearbeitet werden, helfen dabei, abzuschätzen, welche Innovationsthemen bei unseren Unternehmen in naher Zukunft anstehen und Herausforderungen darstellen könnten.
Was sind die Voraussetzungen für ein erfolgreiches KMU-Coaching?
Die allerwichtigste Voraussetzung ist die Kapazität des KMU, sich auf eine Veränderung einzulassen. Als Coach ist man ja nur Impulsgeber oder jemand, der diesen Prozess begleitet. Die Bereitschaft und die Kapazität, diesen Weg auf sich zu nehmen, ist gänzlich abhängig vom KMU. Darauf hat der Coach gar keinen Einfluss.
Wo drückt Ihren Erfahrungen nach KMU in Bern der Schuh?
Es gibt ganz viele und unterschiedliche Problemstellungen, denen KMU sich heutzutage gegenübersehen. Viele sind enorm unter Druck, weil der Wettbewerb so stark ist. Hinzukommt, dass die Schweiz ein im Ländervergleich sehr teurer Produktionsstandort ist. Dies erschwert es uns, im Wettbewerb mit anderen Ländern mitzuhalten. Dadurch sind wir immer sehr gefordert, effizient zu sein. Viele KMU sind heutzutage am Anschlag und haben zum Teil auch Liquiditätsprobleme. Oft ist Geld, um Innovationen zu tätigen oder auch neue Maschinen zu kaufen, nicht immer sofort verfügbar.
Eine der Herausforderungen, mit denen unsere KMU praktisch durchs Band konfrontiert sind, ist die Digitalisierung. Sie erfasst alle Industriezweige. Bei fast allen Unternehmen sind unterschwellig der Gedanke und die Angst da, dass sie sich damit auseinandersetzen müssen, weil sie sonst den Anschluss zu verlieren drohen.
Wo müsste man im Kanton Bern an den Rahmenbedingungen arbeiten?
Wenn ich einen Wunsch äussern dürfte: Es wäre schön, wenn wir im Kanton Bern einen Fonds hätten, mit dem wir sorgfältig ausgesuchte Startups aus unseren (akademischen) Institutionen mit ausreichend Seed Money versorgen könnten. Andere Standorte in der Schweiz haben solche Instrumente, wenn auch nur im kleinen Rahmen. Natürlich haben auch wir im Kanton Bern Lösungen, aber in diesem Zusammenhang wäre mehr besser.