Das Lederwaren-Label Marai verarbeitet ungenutzte Felle und Leder zu Taschen und Accessoires. Es wurde von einer der letzten Gerbereien der Schweiz gegründet. Sie wurde 1862 in Oberdiessen gegründet und trägt seit 1903 den Namen G. Neuenschwander Söhne.
Marai wird von Nina Conrad geleitet, laut einer Mitteilung eine ausgewiesene Expertin für nachhaltige Lederproduktion. Die 40-jährige Zürcherin studierte Politik- und Islamwissenschaften, ehe sie an der Universität Northampton eine Fortbildung in Gerbereitechnologie absolvierte. Seit knapp zehn Jahren beschäftigt Conrad sich ausschliesslich mit dem Aufbau lokaler Lieferketten und der Verarbeitung von Leder, hat verschiedene Marken lanciert und arbeitet für mehrere Unternehmen als Beraterin.
Seit Oktober 2021 schenkt Marai – ein Anagramm des Namens Maria und eine Hommage an die Ehefrau des Firmengründers Gottlieb Neuenschwander – Fellen aus der Lebensmittelindustrie ein zweites Leben. Den Angaben zufolge werden allein in der Schweiz rund 95 Prozent der Schaf- und Ziegenfelle verbrannt, nahezu 100'000 pro Jahr. Zu viel, befanden Marc und Bernhard Neuenschwander, die die Gerberei G. Neuenschwander Söhne AG in fünfter Generation führen, und gründeten Marai. „Mit unseren Produkten möchten wir ein Bewusstsein dafür schaffen und eine Kreislaufwirtschaft fördern“, so Nina Conrad.
„Wir glauben an eine in Vergessenheit geratene Art, Dinge zu gestalten: mit vorhandenen, natürlichen Ressourcen und in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerksbetrieben.“ Die verarbeiteten Schafffelle stammen sämtlich aus der Schweiz und werden im Emmental pflanzlich gegerbt. Für die Lederproduktion spannt Marai mit einer Gerberei in Bayern zusammen. Fellkrägen werden in einer Lohnkürschnerei in Österreich gefertigt. „Man muss nicht das Naturmaterial Leder ersetzen“, so Conrads Credo, „sondern optimieren, wie es hergestellt und verarbeitet wird“. ce/mm