Plattform-Startups – Erfolgsfaktoren und Stolpersteine

Plattform-Startups

Plattform-Startups – Erfolgsfaktoren und Stolpersteine

Wissen

Plattform-Geschäftsmodelle haben die Art und Weise, wie Unternehmen agieren, revolutioniert. Doch nicht jedes Plattform-Startup ist erfolgreich. Eine aktuelle Studie der Berner Fachhochschule (BFH) hat untersucht, welche Faktoren über Erfolg oder Misserfolg von Plattform-Startups im Kanton Bern entscheiden.

Plattformen funktionieren nach dem Prinzip der Vernetzung: Sie bringen Anbietende und Nachfragende zusammen und schaffen so Mehrwert für beide Seiten. Dabei profitieren sie von sogenannten Netzwerkeffekten – je mehr Nutzerinnen und Nutzer eine Plattform hat, desto attraktiver wird sie für weitere Teilnehmende. Dies kann ein enormes Wachstumspotenzial freisetzen.

Doch genau hier liegt auch eine der grössten Herausforderungen: Wie erreicht eine Plattform eine kritische Masse an Nutzer*innen? Und wie verhindert sie, dass sich Marktbarrieren oder strukturelle Herausforderungen als unüberwindbare Hürden entpuppen?

 

Erfolgsfaktoren für Plattform-Startups

Die Studie der BFH hat neun Plattform-Startups aus dem Kanton Bern untersucht und zentrale Erfolgsfaktoren herausgearbeitet:

  • Netzwerkeffekte und Nutzerbindung als Wachstumstreiber: Eine Plattform kann nur erfolgreich sein, wenn sie eine ausreichende Anzahl an Nutzerinnen und Nutzern erreicht. Besonders wichtig sind dabei gezielte Strategien zur Förderung von Netzwerkeffekten, wie etwa Partnerschaften mit etablierten Akteuren oder Anreize für frühe Nutzer*innen.
  • Anpassungsfähigkeit an Marktbedingungen: Erfolgreiche Plattform-Startups zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren. Sie erkennen frühzeitig, welche Anpassungen nötig sind – sei es durch regulatorische Anforderungen, veränderte Kundenbedürfnisse oder technologische Entwicklungen.
  • Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufbauen: Gerade in regulierten Branchen wie dem Gesundheitswesen oder dem Finanzsektor ist es entscheidend, dass eine Plattform als vertrauenswürdig wahrgenommen wird. Transparente Geschäftsmodelle, klare Datenschutzrichtlinien und strategische Partnerschaften mit renommierten Institutionen helfen dabei, Glaubwürdigkeit zu schaffen.
  • Klare Positionierung und gezieltes Marketing: Startups, die sich erfolgreich am Markt etablieren, haben eine klare Positionierung und wissen genau, wen sie ansprechen wollen. Dies zeigt sich besonders in der frühen Phase, wenn Plattformen oft mit dem „Henne-Ei-Problem“ kämpfen: Ohne Anbietende keine Nutzende – und ohne Nutzenden keine Anbietende. Hier helfen gezielte Markteintrittsstrategien, die auf Nischenmärkte oder spezielle Kundensegmente ausgerichtet sind.

 

Herausforderungen für Plattform-Startups

Neben den Erfolgsfaktoren identifiziert die Studie auch zentrale Herausforderungen, mit denen sich Plattform-Startups auseinandersetzen müssen:

  • Wettbewerb und Marktdruck: Der Plattform-Markt ist stark umkämpft. Etablierte Anbieterinnen und neue Wettbewerberinnen setzen Plattform-Startups unter Druck. Wer hier bestehen will, muss sich klar differenzieren und innovative Mehrwerte bieten.
  • Finanzierung und langfristige Unabhängigkeit: Viele Plattform-Startups sind auf Investor*innen angewiesen, um ihr Wachstum zu finanzieren. Doch externe Finanzierungsquellen bringen oft eigene Herausforderungen mit sich – etwa den Verlust von Entscheidungshoheit oder einen zu starken Wachstumsdruck. Einige erfolgreiche Startups setzen daher auf Bootstrapping oder strategische Partnerschaften, um finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren.
  • Regulatorische Hürden: Besonders in stark regulierten Märkten wie dem Gesundheitswesen oder dem Energiesektor können gesetzliche Anforderungen die Skalierung von Plattformen erschweren. Unternehmen müssen sich frühzeitig mit regulatorischen Rahmenbedingungen auseinandersetzen und gegebenenfalls aktiv mit Behörden zusammenarbeiten.
  • Die richtige Balance zwischen Standardisierung und Individualisierung: Während eine Plattform in der Anfangsphase oft stark standardisierte Prozesse benötigt, um effizient zu wachsen, wird mit steigender Nutzerzahl oft mehr Flexibilität gefragt. Erfolgreiche Startups schaffen es, einen Mittelweg zwischen Struktur und individueller Anpassung zu finden.

 

Fazit: Strategische Weichen frühzeitig stellen

Die Erkenntnisse der BFH-Studie sind für Unternehmen, die Plattform-Geschäftsmodelle entwickeln, besonders wertvoll. Sie zeigen, dass der Erfolg nicht allein von der Technologie oder der Idee abhängt – sondern von strategischen Entscheidungen in den Bereichen Nutzerbindung, Marktanpassung, Vertrauen und Positionierung.

Für Unternehmen, die Plattformen aufbauen oder bestehende Geschäftsmodelle digital erweitern möchten, bedeutet das: Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit diesen Faktoren kann entscheidend dazu beitragen, nachhaltigen Erfolg zu sichern.

 

Quelle: 

Aslani, H., Grütter, A., Gyr, F., Petrovic, D., & Shkoreti, L. (2025). DR3 Final Report Reformix: Key Drivers and Challenges for Platform Business Models in Bern's Startup Ecosystem. Bern University of Applied Sciences.