New Work und Agilität: So wird Arbeit wirklich sinnstiftend

New Work und Agilität
Sabrina Schell, BFH

New Work und Agilität: So wird Arbeit wirklich sinnstiftend

Wissen

„New Work" und „Agilität" sind heute in aller Munde – doch was steckt wirklich dahinter? In diesem Beitrag erfährst du, was diese Konzepte bedeuten, wie sie sich unterscheiden und welchen Mehrwert sie für dein KMU oder Startup bieten können.

Expert*innen aus den unterschiedlichsten Bereichen beleuchten in der kostenlosen be-smarter-Eventreihe zentrale Themen rund um das Unternehmertum, um (Jung-)Unternehmer*innen auf ihrem Weg zu unterstützen. Die wichtigsten Tipps aus dem Online-Event zum Thema „New Work und Agilität” mit Prof. Dr. Sabrina Schell fassen wir hier zusammen.

 

Neue Arbeitswelten: Flexibilität und Sinn in der VUKA-Welt

Die Arbeitswelt verändert sich rasant: Digitalisierung, Wettbewerbsdruck und eine wachsende wissensbasierte Ökonomie fordern neue Wege der Zusammenarbeit. Gleichzeitig suchen immer mehr Menschen nach sinnstiftender Arbeit und mehr Eigenverantwortung. Diese Entwicklungen reduzieren klassische Hierarchien und prägen die sogenannte VUKA-Welt – eine Arbeitsumgebung voller Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität. Doch wie können Unternehmen in dieser Dynamik bestehen?

Neue Arbeitsmodelle sind gefragt: Flexibilität, Eigenverantwortung und Sinnstiftung rücken in den Fokus. New Work-Prinzipien können dabei eine grosse Stärke sein – wenn sie pragmatisch eingesetzt werden. Besonders Startups sollten darauf achten, dass Flexibilität und Geschwindigkeit nicht durch übermässige Strukturen und Reflexionsprozesse ausgebremst werden.

 

New Work und Agilität – alte Konzepte neu gedacht?

In der Diskussion um die Zukunft der Arbeit fallen oft die Begriffe New Work und Agilität. Sie stehen für flexible Strukturen, mehr Selbstbestimmung und eine Abkehr von starren Hierarchien. So modern diese Konzepte klingen, ihre Wurzeln reichen weit zurück:

  • New Work geht auf den Philosophen Frithjof Bergmann zurück, der bereits in den 1970er Jahren eine neue Arbeitswelt forderte – eine, in der Menschen "die Arbeit tun, die sie wirklich, wirklich wollen".
  • Agilität entwickelte sich aus der Softwarebranche. Schon in den 1950er Jahren entstanden iterative Methoden, und 2001 legte das Agile Manifest die Prinzipien agiler Arbeit fest: Flexibilität, Zusammenarbeit und schnelle Anpassung an Veränderungen.

Heute erleben beide Ansätze eine Renaissance – weil sie genau die Antworten liefern, die Unternehmen in der dynamischen VUKA-Welt brauchen.

 

« Nicht wir sollten der Arbeit dienen, sondern die Arbeit sollte uns dienen. Die Arbeit, die wir leisten, sollte nicht alle unsere Kräfte aufzehren und uns erschöpfen. Sie sollte uns stattdessen mehr Kraft und Energie verleihen, sie sollte uns bei unserer Entwicklung unterstützen, lebendigere, vollständigere, stärkere Menschen zu werden. » - Frithjof Harold Bergmann

 

New Work – Ideal oder Realität?

New Work verspricht eine Arbeitswelt, die nicht nur Unternehmen, sondern auch den Menschen dient. Die Praxis zeigt jedoch, dass der Übergang von klassischen Strukturen zu echter Selbstorganisation oft schwieriger ist als gedacht. Viele Unternehmen werben mit flachen Hierarchien, Sinnhaftigkeit und Flexibilität, doch wie sieht es wirklich aus?

  • Entscheidungsfreiheit wird oft betont, doch alte Machtstrukturen bleiben bestehen.
  • Ohne klare Verantwortlichkeiten führt New Work schnell zu Unsicherheit.
  • Nicht jede Tätigkeit ist inspirierend.

New Work stellt den Menschen in den Mittelpunkt – aber das allein reicht nicht. Erfolgreiche Unternehmen ersetzen alte Strukturen nicht einfach durch Beliebigkeit, sondern schaffen sinnvolle Alternativen: klare Verantwortlichkeiten, effektive Zusammenarbeit und eine gelebte Unternehmenskultur. Der Schlüssel liegt in einem flexiblen, schrittweisen Wandel, der sich an den Bedürfnissen der Organisation orientiert. Denn New Work ist kein Dogma – sondern ein Prozess.

 

Agilität – Anpassung um jeden Preis?

Agilität gilt als Erfolgsrezept auf schnelllebige Märkte. Unternehmen setzen auf Methoden wie Scrum, Kanban oder OKRs, um flexibler zu werden. Doch Agilität ist kein Allheilmittel – und falsch umgesetzt kann sie mehr schaden als nützen.

  • Agilität als Selbstzweck? Wer agile Methoden einführt, ohne die Unternehmenskultur zu verändern, schafft Chaos statt Effizienz.
  • Entscheidungen ohne Führung? Nicht jede Organisation funktioniert ohne klare Verantwortlichkeiten.
  • Flexibilität vs. Stabilität? Wie viel Veränderung verträgt ein Unternehmen, bevor es seine Struktur verliert?

Agilität kann ein echter Wettbewerbsvorteil sein – aber nur, wenn sie zur Organisation passt. Unternehmen sollten nicht einfach Methoden übernehmen, sondern Agilität als Teil einer Kultur verstehen, die Vertrauen, Eigenverantwortung und Zusammenarbeit stärkt.

Der Schlüssel zum Erfolg? Ein Gleichgewicht aus Anpassungsfähigkeit und Stabilität. Agilität darf keine Dauerkrise erzeugen, sondern sollte durch klare Kommunikation und regelmässige Reflexion gezielt gesteuert werden. Denn am Ende zählt nicht die Methode, sondern die Haltung dahinter.

 

Schnittmengen zwischen Agilität und New Work

New Work und Agilität verfolgen dasselbe Ziel: eine Arbeitswelt, die auf Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und flexiblen Strukturen basiert. Beide Konzepte stellen das Individuum und zwischenmenschliche Interaktionen in den Mittelpunkt – und ermöglichen Teams, sich selbst zu organisieren und schneller auf Veränderungen zu reagieren.

Während New Work einen stärkeren Fokus auf Sinnhaftigkeit und Selbstverwirklichung legt, unterstützt Agilität diese durch iterative Prozesse und kontinuierliche Verbesserung. Entscheidend für den Erfolg ist eine transformationale Führung, die Mitarbeitende befähigt, Verantwortung zu übernehmen und eigenständig zu handeln. Richtig kombiniert, schaffen New Work und Agilität ein Arbeitsumfeld, das sowohl persönliche Weiterentwicklung als auch unternehmerische Anpassungsfähigkeit fördert – eine Kombination, die in dynamischen Märkten zum entscheidenden Erfolgsfaktor wird.

 

« Wenn die Veränderung innerhalb eines Unternehmens langsamer ist als ausserhalb, ist das Ende nah. » - Jack Welch

 

Erfolgsfaktoren und Stolpersteine bei New Work und Agilität

Was macht die Umsetzung von New Work und Agilität erfolgreich – und woran scheitern Unternehmen?

  • Erfolgsfaktoren: Ein menschenzentriertes Projektmanagement, Vertrauen in Mitarbeitende, dezentrale Verantwortung und klare Rahmenbedingungen, die Sicherheit bieten. Zudem braucht es Zeit, um Veränderungen nachhaltig zu verankern.
  • Stolpersteine: Fehlende Autonomie, mangelndes Vertrauen, Mikromanagement und die Tendenz, schnell in alte Muster zurückzufallen. Auch der Wunsch nach vollständiger Planbarkeit kann die nötige Flexibilität hemmen.

Ein ausgewogenes Zusammenspiel aus Struktur und Freiheit sind vielversprechend. Unternehmen sollten klare Leitplanken setzen, ohne dabei die Agilität zu ersticken – nur so können New Work und Agilität langfristig funktionieren.

 

Agilität und New Work als Wettbewerbsvorteil für KMU und Startups

Für KMU und Startups sind New Work und Agilität mehr als nur Trends – sie können echte Wettbewerbsvorteile schaffen. Durch ihre Flexibilität fällt es ihnen oft leichter als grossen Unternehmen, innovative Arbeitsmodelle wie die 4-Tage-Woche, flexible Arbeitszeiten oder Remote-Arbeit zu etablieren – und sich so als attraktive Arbeitgeber zu positionieren.

In einem Arbeitsmarkt, in dem Talente verstärkt auf Work-Life-Balance und sinnstiftende Arbeit achten, sind solche Modelle ein entscheidender Pluspunkt. Die Möglichkeit, Arbeitsprozesse schnell anzupassen und eigenverantwortlich zu arbeiten, steigert nicht nur die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeitenden, sondern positioniert das Unternehmen auch als modernen, zukunftsfähigen Arbeitgeber.

Entscheidend ist eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen, Autonomie und kontinuierlichem Lernen basiert. Indem du diese Prinzipien auf deine spezifischen Bedürfnisse anpasst, kannst du nicht nur die Zufriedenheit deiner Mitarbeitenden steigern, sondern auch dein Unternehmen langfristig erfolgreich positionieren.